Peruanische Regierung ändert Rahmenparameter

…und welche Auswirkung dies auf unsere Projekte hat.

Doch wie kam es zu der überraschenden Entwicklung? Damian Raiser, früher selbst einer der „Freiwilligen“ in Chachapoyas und heute Journalist schreibt uns dazu:

>> Peruanische Kommunen und Regionen haben mehr Geld zur Verfügung als je zuvor. Gleichzeitig werden sie schärfer kontrolliert und sind gezwungen, vor „kosmetischem“ wie der Umgestaltung des Rathauses oder Dorfplatzes zunächst für wichtige Infrastruktur wie Wasser, Strom und Straßen zu sorgen. Anliegen der Bewohner werden in Prioritätenlisten geführt und der Bürgermeister muss vor allen Gemeindemitgliedern öffentlich Rechenschaft ablegen. Daneben gibt es spezielle staatliche Programme, die gezielt Wasserprojekte in abgelegenen Gegenden finanzieren. Auch ist die Arbeit vielerorts professioneller geworden: So gibt es beispielsweise trotz aller Probleme in den Regionalregierungen auch Leute, die wissen, „wie man Geld richtig ausgibt“. Dadurch können Ortschaften besser einschätzen, welche Chancen auf Umsetzung ihre Projekte haben – während Organisationen wie beispielsweise wir nicht vorab versprechen können: „mach dies und Dein Projekt kommt auf jeden Fall durch“.

Ein schlauer Bürgermeister wird ein Wasserprojekt deshalb vermutlich sowohl bei einer staatlichen Stelle (Provinz oder Region) einreichen – und parallel bei der Alianza. Für den heute wesentlich unwahrscheinlicher gewordenen Fall, dass die zuständige staatliche Stelle die Finanzierung nicht übernimmt, wäre die Alianza in diesem Fall der „Rettungsanker“. Sollten beide zusagen, würde er sich aber höchstwahrscheinlich für die staatliche Finanzierung entscheiden.

Deshalb müssen wir uns als Verein Gedanken über ihre künftige Ausrichtung machen. Zwar wird es auch weiter notwendige Infrastrukturprojekte (z.B. Straßen, Wasserleitungen, Abwasser, Strom) geben, aber eben nicht mehr so viele in der Größenordnung der Alianza. Das bedeutet, man muss sich möglicherweise inhaltlich umorientieren. Oder aber mit staatlichen Stellen zusammenarbeiten. So gibt es Projekte, die beispielsweise ein Distrikt nicht alleine stemmen kann, an denen man sich beteiligen könnte. Das würde aber neue Herausforderungen mit sich bringen: Bei solchen Kooperationen wird wesentlich schärfer kontrolliert, zudem sind sie nicht ganz einfach mit den Entscheidungsstrukturen der Alianza zusammen zu bringen.

Das alles ist übrigens keine schlechte Nachricht: Es bedeutet viel mehr, dass die von der Alianza schon immer vertretene „Hilfe zur Selbsthilfe“ funktioniert – und zwar nicht überall, aber vielerorts der peruanische Staat und Dorfgemeinschaften selbst für sich sorgen können. Zu Ende ist die Arbeit damit noch nicht: Vermögen und Einkommen sind in Peru noch immer sehr ungleich verteilt. Die Alianza kann durch Austausch und Bildung (Stipendien, Freiwilligendienste) mithelfen, dass es in Amazonas in Zukunft noch mehr gut ausgebildete Menschen mit sozialem Bewusstsein gibt.

Dabei wäre es bestimmt eine Bereicherung, wenn das in Dunningen, Seedorf und Lackendorf vorhandene Fachwissen über die Gründung und Führung kleinerer und mittlerer Betriebe, über umweltfreundliche Energieversorgung und andere Technologien und, ganz wichtig, über moderne
Landwirtschaft genutzt würde, das in der Region Amazonas heute mehr denn je gebraucht wird. <<

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