Weihnachtsgruß 2012

Liebe Dunninger, Seedorfer und Lackendorfer,
liebe Freunde und Unterstützer unserer Partnerschaft,

in diesen vorweihnachtlichen Tagen denken wir natürlich öfter als sonst an Zuhause, denn hier will – bei sommerlichen Temperaturen- keine richtige Weihnachtsstimmung aufkommen. Natürlich gibt es auch hier das Weihnachtsfest, auch wenn die kommerziellen Aspekte die Freude über die Geburt des Erlösers fast überdecken, aber das mag ja ein globales Phänomen sein. Das Brauchtum ist jedoch anders als wir das aus dem Eschachtäle gewohnt sind. Riesige Weihnachtskrippen werden in Privathäusern und öffentlichen Gebäuden aus Pflanzenmaterial gebaut und mit blinkenden bunten Lichtern geschmückt. An den Weihnachtstagen ziehen Kindergruppen als Hirten verkleidet durch die Stadt und bringen dem Jesuskind ein Ständchen. Das alles ist mit viel Festfreude und Lärm verbunden und wir vermissen vielleicht den besinnlichen Aspekt des Festes und der Vorweihnachtszeit am meisten.Im Haus feiern wir aber auch mit Kripple (ohne Blinklichter), Tannengrün und selbstgebackenem Christstollen…

Peru blickt eher auf ein unruhiges Jahr zurück, vom angeblichen Wirtschaftswachstum spüren die armen Menschen nicht viel, was sich in Protesten der Lehrer, Justizangestellten und vor allem gegen die Bergbauvorhaben niedergeschlagen hat. Dabei hat es in der Region Cajamarca auch Tote gegeben.

Im Rahmen dieses angeblichen Wachstums steigen auch die Versprechen der Politiker, so dass die Menschen erwarten, dass der Staat oder die Gemeinde ihnen alles vorsetzt und sie teilweise nicht mehr mit ihrer Arbeitskraft bei unseren Projekten mitmachen wollen. Das bekamen wir beim Bau der Friedhofstreppe in Colcamar zu spüren, wo sich die zugesagten ehrenamtlichen Helfer rar gemacht haben. Dennoch konnte das Projekt Dank des Einsatzes der Ordensschwestern, die schliesslich doch noch einige Kräfte mobilisieren konnten, fertiggestellt werden. Die Partnerschaft hat das Projekt – neben der bürgerlichen Gemeinde und der Pfarrei- mit 2000 Euro unterstützt.

Umso erfreulicher war deshalb unsere Erfahrung mit den Menschen aus Nueva Chachapoyas, mit denen wir in diesem Jahr eine Wasserversorgung für das Dorf gebaut haben. Nach der anfänglichen Skepsis auf beiden Seiten konnte das Projekt doch zur Zufriedenheit aller Beteiligten durchgeführt werden. Nueva Chachapoyas liegt östlich von Chachapoyas und ist eine recht neue Siedlung, seit rund 25 Jahren leben Menschen an diesem Ort inmitten einer wilden, von tiefen Flusstälern durchfurchten Urwaldlandschaft. Neben Produkten zur Selbstversorgung wird viel Kaffee angebaut, der für den Verkauf bestimmt ist und die einzige Geldquelle darstellt. Etwa 25 Familien leben in diesem Dorf, das sich in zwei, etwas auseinander gelegene, Hälften teilt. Deshalb war es notwendig, zwei unabhängige Leitungssysteme zu bauen. 12 bzw. 13 Häuser haben jeweils einen Hochbehälter von 8 Kubikmetern, der über eine 1-zoll Leitung von einer Fassung in einem kleinen Bach gespeist wird. Von dort wird das Wasser in Leitungen mit kleinerem Querschnitt zu allen Häusern geführt.

Jeder Haushalt hat einen Anschluss erhalten, wobei jedem überlassen blieb, wie er diesen ausgestalten möchte. So haben sich manche ein „Freiluftbad“ mit Dusche gemacht, andere ein Spülbecken in der Küche oder nur eine Zapfstelle am Haus eingerichtet. Die Leitungen sind mit Schiebern, Entlüftungs- und Reinigungsventilen ausgestattet und ein Ausschuss aus dem Dorf ist mit der Wartung vertraut gemacht worden.

Das gesamte Material, also 200 Sack Zement (a 42,5kg),  120 Armiereisen (10mm), rund 1000 PVC-Rohre und mehrere Säcke mit Kleinmaterial (Ventile, Anschlusstücke, Bögen etc) wurden mit einem LKW von Chachapoyas bis ans Ende der Strasse gefahren, von dort von der Bevölkerung mit einer Lastseilbahn über den Fluss gezogen und mit Pferden und auf Schultern ca. 7km ins Dorf getragen. Von dort zu den verschiedenen Baustellen (Brunnenstuben, Hochbehältern) ging es nochmals jeweils bis zu 1km Querfeldein durch den Urwald. Ausserdem wurde von der Bevölkerung etwa 10 Kubikmeter Kies gefördert und mit Pferden zu den Baustellen transportiert. Der Kies wurde z.T. über eine Wegstunde vom Dorf aus dem Fluss gefördert.

Die Partnerschaft hatte als Baumeister Carlos Cruz und seinen Sohn gewinnen können, Carlos hat lange Erfahrung mit solchen Projekten und hat sich aufs Beste mit der Bevölkerung verstanden, was nicht unwesentlich zum Gelingen des Projekts beitrug. In ca. 2 Monaten Bauzeit konnte das Projekt durchgeführt werden, dabei hat die Bevölkerung noch rund 5000m Gräben ausgehoben. Diese sind zwar nicht so tief (keine Frostgefahr), aber in dem durchwurzelten und zum Teil felsigen Untergrund ist graben trotzdem kein leichtes Unterfangen. Materialkosten, Meister- und Gesellenlohn sowie die Transportkosten beliefen sich auf rund 10000 Euro.

Bei der Einweihung am 30. November konnten wir uns vor Ort von dem erstklassigen Resultat überzeugen, der Stolz der Bewohner auf die geleistete Arbeit kam in guter Feierlaune bis spät in die Nacht zum Ausdruck.

Am nächsten Tag konnten wir uns bei einem Rundgang ein Bild machen von den Arbeiten. Mit von der Partie waren neben Andreas auch Karina und Fabian sowie Edgar vom Alianza-Rat in Chachapoyas. Reich beladen mit Obst und Federvieh kehrten wir am 2. Dezember nach Chachapoyas zurück, im Gepäck auch die Anfrage auf weitere Unterstützung für die Gegend, so etwa der Bau von Hängebrücken, die diese gefährlichen Seilbahnen ersetzen würden. Derzeit sind schon Nachforschungen im Gange, um Projektanträge dazu erstellen zu können. Dazu hoffen und bitten wir wieder um Ihre tatkräftige Unterstützung.
Neben diesen beiden Projekten konnte die Partnerschaft auch in diesem Jahr wieder zahlreiche weitere Initiativen unterstützen, darunter die Kinderspeisung der Pfarrei Chachapoyas, Stipendien für Studenten aus armen Familien oder die Arbeit für Kinder und deren Mütter im Kinderrechtsbüro (DEMUNA)

Hiermit wollen wir auch die Grüsse und Dankbezeigungen, speziell der Menschen aus Nueva Chachapoyas, weitergeben an alle Unterstützer der Partnerschaft. Es ist uns immer auch ein Anliegen, den Menschen hier klarzumachen, dass diese Unterstützung nicht vom Überfluss kommt, sondern durch die Bereitschaft zu teilen und mitzuarbeiten bei den vielen Aktionen der Partnerschaft.

Wir wünschen allen in unseren Gemeinden ein frohes Weihnachtsfest und ein glückliches Neues Jahr!

Aus Chachapoyas grüssen

der Ausschuss mit Jorge, Mila, Edgar, Jesus und Andreas
sowie Karina und Fabian

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