Kaffee oder Gold? Eine Reise ins Mashuyacutal

Am ersten Septemberwochenende besuchten Bischof Humberto, Lucho und Andreas Haag das Tal von Maschuyacu in der Provinz Mendoza. Das Tal liegt drei Autostunden östlich von Mendoza, und das Zentrum ist Nuevo Chirimoto, die älteste Gründung und mit rund 900 Einwohnern der größte Ort. Vor etwa 60 Jahren wurde Nuevo Chirimoto von einer Gruppe aus Chirimoto bei Mendoza gegründet, die im bis dahin unbesiedelten Bergurwald eine neue Lebensgrundlage suchte. In den letzten 20 Jahren wurden die Dörfer ans Stromnetz angeschlossen, Schulen gebaut und die Straße immer weiter vorangetrieben. Die Menschen bauen vor allem Kaffee an und züchten Vieh.

Politisch gehören die Bewohner zum Distrikt Omia, geografisch liegt das Tal jedoch in der Nachbarregion San Martin, was zu Konflikten führt, da San Martin Holzeinschlagkonzessionen vergeben hat. Zudem haben Bergbaubetriebe ein Auge auf die Goldvorkommen geworfen, die unter unberührten Wäldern und Bergen schlummern. Ein jüngstes Urteil des Verfassungsgerichtes hat jedoch eine kleine Atempause in der Bedrohung durch Bergbau bewirkt, indem es die Durchführung einer Volksbefragung zur Bedingung machte.

Unsere erste Station war das Gehöft von Marco und seiner Familie. Marco und seine Frau Eva sind aus den italienischen Abruzzen hierher umgezogen und bauen biologisch Gemüse an. Eva hat sich der Geflügelzucht verschrieben, und nach zwei Jahren stellen sich erste Erfolge ein. Ein reger Austausch mit den heimischen Bauern findet statt, und Marcos Mulchmethode wird bereits in einer Kaffeeparzelle ausprobiert. Ihr einfaches Holzhaus bietet Annehmlichkeiten wie Solarzellen, eine Internetanbindung via Satellit und eine eigene Quelle für die Wasserversorgung.

Im Gewächshaus mit Marco, links Lucho und Bischof Humberto

Weiter talabwärts, in Primavera, zeigte uns Azucena stolz ihre Kaffeeplantage. Mit viel Fleiß hat sie auf drei Hektar verschiedene Sorten Kaffee angebaut.

Azucena in ihrer Finca

Die Ernte ist in vollem Gang, und die saftig-grünen Sträucher sind dicht besetzt mit roten Kaffeekirschen. Azucena ist Mitglied der Kooperative „Flor de Café“, die in der letzten Ernte 30 Überseekontainer füllen konnte. Die Kooperative „COOPARM“ aus Mendoza ist ebenfalls im Tal vertreten und hat 180 Container abgesetzt.

Nach dem Abendessen erzählte uns unser Quartiergeber Eugenio, wie er mit einer neuen Vereinigung von Kaffeebauern ein Naturreservat von 6000 Hektar ausweisen und vom Staat anerkennen lassen konnte. Wissenschaftler verschiedener Forschungszweige haben das Reservat besucht und bedrohte Tierarten wie Brillenbär und Puma dokumentiert. Der Kaffeeanbau dient als Pufferzone zwischen den Reservaten und den Weiden und Dörfern.

Am Sonntagmorgen fuhren wir zurück nach Nuevo Chirimoto, wo sich die Menschen des Tales treffen. Wir setzten uns mit Vertretern der „Zivilgesellschaft“ zusammen, darunter politische Gemeinde, Schulen, medizinische Einrichtungen und Vertreter der Kooperativen und der Ronda Campesina.

Lucho stellte das Grundgerüst eines Projektes vor, das die Verbesserung der Lebensqualität und des Protagonismus von Frauen, die Stärkung lokaler Identität und Gleichberechtigung sowie die Stärkung der Organisationen in Menschenrecht und Umweltschutz zum Ziel hat.

Die Teilnehmer äußerten ihre Sorgen um das Gemeinwohl des Tales, den Wunsch nach nachhaltiger Entwicklung und eine gesicherte Zukunft für die nächsten Generationen. Andreas Haag ist überzeugt, dass das Tal von Mashuyacu als positives Beispiel in anderen Gegenden der Region und Perus von sich reden machen wird.

Schreibe einen Kommentar