Schramberg: Es duftet auch nach Peru

Schwarzwälder Bote, von Hannes Zawodnik, 27.03.2018

Neue Ausstellung im Weltladen stellt Alianza-Partnerschaft vor

Pia Heim und César Augusto Torrejón Iliquín vor der Alianza-Ausstellung im Schramberger Weltladen Foto: Zawodnik Foto: Schwarzwälder Bote

Das Angebot des Schramberger Weltladens ist vielfältig. Zwischen guatemaltekischem Kaffee, Schokolade und afrikanischem Schmuck wird nun auch peruanisches Flair versprüht.

Wer den Weltladen betritt, der wird vom Glockenspiel über der Tür ebenso begrüßt wie von einer Vielzahl an Gerüchen, die den geschäftigen Märkten anderer Kulturkreise entspringen.

Aktuell wird den Besuchern im Weltladen die Alianza- Partnerschaft mit Chachapoyas vorgestellt. Als Teil des Eine-Welt-Forums, seit 1992 Verknüpfungspunkt bürgerschaftlicher, kommunaler und regionaler Initiativen im Bereich Dritte-Welt, unterstützen Alianza und Weltladen sich schon lange gegenseitig. Ihre Zusammenarbeit gründet zudem auf einer beidseitigen Teilnahme am „Markt der Kulturen“, der seit Jahren einen festen Bestandteil kommunaler Festkultur bildet.

Chachapoyas ist die Hauptstadt des nordperuanischen Departments Amazonas. Der Ausschuss des Alianza-Gremiums unterhält seit mehr als 35 Jahren eine Partnerschaft mit der gleichnamigen Diözese, in der gut 300 000 Menschen betreut werden, und setzt sich aus Mitgliedern der katholischen Kirchengemeinden Dunningen, Seedorf und Lackendorf zusammen. Durch regelmäßige Sitzungen und Aktionen werden Projekte geplant, wobei die peruanische Bevölkerung vor Ort die nötige Arbeit leistet. Diese Hilfe zur Selbsthilfe schließt finanzielle Förderungen ebenso ein wie den Ausbau von nötigen Wohnhäusern und Aufklärungsarbeit in allen Lebensbereichen. Zudem entsendet das Gremium jährlich neue Freiwillige nach Chachapoyas.

Auch die im Jahr 2016/17 entsandten Freiwilligen Pia Heim und Marei Schüle legten vorwiegend in zwei Projekten Hand an. Heim unterstützte die Arbeit im Kinderrechtsbüro „Defensoría Municipal del Niño y del Adolescente“. Dabei ist die „Demuna“ für Familien der Landeshauptstadt und des Umlands gleichermaßen verantwortlich. Mit der Defensora Mila Esperanza Vilca Romero und einer weiteren Anwältin unterstützte sie den Arbeitsalltag durch die Dokumentation von Unterhaltszahlungen und die Begleitung persönlicher Hausbesuche.

Vielfältige Förderungen

Schüle hingegen arbeitete für ein Jahr im Internat, das 2011 grundlegend saniert wurde. Für die ländliche Bevölkerung ist ein Studium in der Stadt oft nicht realisierbar, sodass die Alianza Stipendien an Jugendliche eben dieser Familien vergibt. Die 30 Stipendiatenplätze werden an 16- bis 25-Jährige vergeben. Im Moment können so 16 junge Leute während ihres Studiums mit Unterkunft und Verpflegung unterstützt werden, während die restlichen 14 vor allem finanzielle Förderungen erhalten.

Relativ neu ist auch das sogenannte Reverseprogramm, welches es Menschen aus Entwicklungsländern ebenfalls ermöglicht, nach Deutschland zu kommen.

Einer von ihnen ist der 29-jährige Peruaner César Augusto Torrejón Iliquín, der aus dem Dorf Colcamar nahe Chachapoyas stammt. Nach seinem Studium zum Bauzeichner an der Hochschule in Chiclayo will er nun für ein Jahr deutsche Luft und Kultur schnuppern. Im Martinuskindergarten in Dunningen greift er den Betreuern unter die Arme und lebt in einer Seedorfer Familie.

Gastfamilien hier in der Region zu finden, sei sehr schwierig, erklärt Heim. Sie selbst habe in Peru große Gastfreundlichkeit erlebt. Im „Casa de la Alianza“ lebte sie mit Schüle und zwei weiteren Peruanern. Und während der eine noch mittendrin steckt im Kulturschockfieber und Neuverstehen, blickt Heim schon seit Monaten auf ihre eindrucksvolle Zeit in Peru zurück.

So zum Beispiel ihr dreiwöchiger Aufenthalt in Calcamar, wo sich ihr das Bild einer Frau ins Gedächtnis brannte, die mit ihrer blinden Tochter vor einer improvisierten Hütte zwischen Hühnern und Hunden an einer Feuerstelle saß. Gleichzeitig schwärmt sie von den Menschen, mit denen sie bei der Arbeit im Altenheim Asilo regelmäßig zu tun hatte. Immense Herzlichkeit und extremste Armut bleiben ihr in Erinnerung.

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